Art Furrer - Lebende Legende und Crazy Swiss

Die Geschichte von Art Furrer (85) ist die Geschichte eines jungen Mannes, der mit 36 Dollar in der Tasche und einem Einfach-Schifffahrtschein aus einem Walliser Bergdorf auszieht, um in den USA Promi-Skilehrer, TV-Darsteller, Werbe-Ikone und Multi-Millionär zu werden. 

Die Amerikaner haben ihn gefeiert und „The Crazy Swiss“ in die bekanntesten TV Shows eingeladen.

Nach 14 Jahren beschloss er in seiner Heimat „verrückt“ zu sein. Vom „Cowboy auf Skiern“ wurde er zum „Cowboy auf Skiern mit Hotelimperium“.

Unübersehbar ist er noch heute - inzwischen ohne Hotellerie – aber noch immer mit Cowboyhut: Im Winter begegnet man ihm fast täglich auf den Pisten der Aletsch Arena, in den Sommermonaten zu Fuß und gerne am Blausee auf der Riederalp.

„Ich habe vieles im Leben anders gemacht“

Das sagt einer, der auch beim Skifahren das Unkonventionelle liebt. Art ist Erfinder der Skiakrobatik. Er hat den Royal Schwung erfunden. Dieser wurde zu seinem Markenzeichen – wie sein Cowboy-Hut.

Es klingt wie eine Tellerwäscher-Geschichte made in USA

Wir holen aus: Art ist Sohns eines mittellosen Taglöhners und Wilderers. Seine Lebensreise beginnt im winzigen Walliser Bergdorf Greich. 

Er ist 22 Jahre alt, als er mit einem Oneway Ticket und 36 Dollar in der Tasche 1959 ins ferne Land der unbegrenzten Möglichkeiten auszieht und sein Leben auf den Kopf stellt.

Er hat‘s erfunden!

Furrer hat in den USA das Trickskifahren erfunden. Zahllose Promis wie Leonhard Bernstein, Doris Day und die Kennedys heuerten ihn als Privatskilehrer an. Er unterrichtete Playboy-Bunnies, war Filmpartner von Skilegenden wie Willy Bogner und Jean-Claude Killy.

Skifahren avanciert in den 1960ern zu dem Trendsport der USA und Art Furrer zum prominentesten Skilehrer. „Dabei konnte ich anfangs kein Wort Englisch“, sagt er. „Aber alle haben geschaut, weil mein Stil auffallend anders war.

Da habe ich gemerkt, dass ich daraus eine Marke machen kann.“ Aus Arthur wird „Art“.

Schwung Royal

Furrer entwickelte einen speziellen Schwung, den er „Royal“ nennt und der jeglicher Lehrmeinung widerspricht: Er verlagert das Gewicht auf den Innenski, während er das andere Bein über den Kopf zieht und die Arme seitlich in die Luft.

Wegen seiner unkonventionellen Unterrichtsart – mit Saltos, Sprüngen, Drehs und Artistik – schmeißen ihn die Schweizer aus dem Skischulverband.

In den USA galt Furrer hingegen schnell als Gleichgewichtskünstler, Lehrer und Entertainer der Skipisten. Die Amerikaner nannten „The Crazy Swiss“ deshalb auch „The Acrobatic Comedian“.

Wenn die Heimat ruft

Doch die Sehnsucht nach der Heimat übermannt Furrer. Erneut mit einem Oneway-Ticket, diesmal jedoch zudem mit ordentlich Erspartem in der Tasche, kehrt er nach 14 Jahren zurück in seine geliebten Walliser Berge. Heim in die UNESCO-Welterberegion am Aletschgletscher – mit Blick auf 40 Viertausender.

Ein eigenes Hotelimperium wollte er aufbauen – und tat es.

Der Cowboy auf Skiern

Zurück in der Heimat wird Art Furrer «Lockvogel» in der Sendung «Verstehen Sie Spass». Als er einen texanischen Touristen mit vier Meter langen Ski spielte, entdeckte er die identitätsstiftende Wirkung des Cowboyhuts:

„Bei der Rückfahrt der Sendung in Stuttgart lag der Hut auf der Rückbank des Autos. Die Zöllner sagten mir, ich solle ihn anziehen – da realisierte ich, dass ich den Cowboyhut nie mehr ausziehen darf.“

Den Stetson trägt er bis heute selbst auf der Piste. Während seiner Zeit als Hotelier zierte der Cowboyhut sogar die Bettwäsche seiner vier Hotels und erinnerte an die Jahre in Amerika, die sein Leben radikal veränderten.

Sein Grundsatz: Habt Spaß!

„Der Verrückte Schweizer mit dem Cowboyhut“, konnte schon als junger Kerl richtig gut Skifahren, brachte mit verrückten Tricks manch einen zum Staunen.

Etwa wenn er auf den Skispitzen wie auf Stelzen stand oder urplötzlich während der Fahrt in die Luft sprang. Furrer: „Skiakrobatik hat mit Skifahren weniger zu tun als mit Artistik.“

Er selbst hat sich immer schon gern zum Clown gemacht. Drehte in den Staaten über 50 Filme, hatte Werbe- und TV-Auftritte vor Millionenpublikum. Immer seinem Grundsatz folgend. Habt Spaß!

Und was bleibt ist die Gaudi!

Der unkonventionelle Ski-Stil des Rebellen wurde zur olympischen Disziplin. Besonders stolz sei er auf seine Erfindung nicht (Anm. der Redaktion: Wir haben da unsere Zweifel ;) – sagt der Vater dreier erwachsener Kinder.

„Höchstens darauf, dass immer die Gaudi im Vordergrund stand und dass ich trotz der vielen Sprünge noch nicht einen Knochenbruch hatte.“ (Anm. der Redaktion: Daran besteht kein Zweifel! ;)

Bis heute steht der 85-Jährige im Winter fast täglich auf den Skiern. Im Sommer geht er Bergsteigen.

„Meine Frau Gerlinde und ich haben alle 48 Viertausender der Schweiz bestiegen. Das wichtigste im Gepäck ist auch hier immer die Gaudi!“ Wie bei seiner Erfindung, der Skiakrobatik.

Ehrentafel auf der Moosfluh

Der Skipionier und Hotelier Art Furrer wurde 2022 für seine besonderen und langjährigen Verdienste zu Gunsten der Region geehrt. Art Furrer hat Geschichte geschrieben.

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